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Aus­wir­kun­gen von BASEL II auf die Unternehmen

Kate­go­rien: Klienten-Info

Oktober 2003 

In der Sep­tem­ber-Ausgabe der Klienten-Info wurden zu diesem Thema folgende Aspekte betrach­tet:
— Grund­zü­ge von BASELII
— Rating-Kri­te­ri­en.

Über die Aus­wir­kun­gen von Basel II auf die hei­mi­schen Unter­neh­men findet zurzeit eine kon­tro­ver­si­el­le Dis­kus­si­on statt. Während Befür­wor­ter die risi­ko­ge­rech­te­re Kon­di­tio­nen­ge­stal­tung der Kredite begrüßen, befürch­ten Skep­ti­ker Benach­tei­li­gun­gen vor allem für kleinere und mittlere Unter­neh­men (KMU), die in Öster­reich 97% aller Unter­neh­men ausmachen.

:: Kri­tik­punk­te und mögliche nach­tei­li­ge Aus­wir­kun­gen von Basel II
Die nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen betref­fen eine Ver­teue­rung der Kredite durch höhere Risi­ko­zu­schlä­ge und können im Wesent­li­chen durch folgende Faktoren her­vor­ge­ru­fen werden:

  • die in Öster­reich herr­schen­de Lang­frist­kul­tur bei Krediten führt zu höheren Aus­falls­wahr­schein­lich­kei­ten und dadurch zu einer höheren Risikogewichtung.
  • die Defi­ni­ti­on eines “not­lei­den­den” Kredites ist relativ weit gefasst. Ist eine For­de­rung mehr als 90 Tage fällig, so beträgt dessen Risi­ko­ge­wicht 150% beim Standardansatz. 
  • die Besi­che­rung von Krediten durch Gewer­be­im­mo­bi­li­en oder auch durch Eigen­tums­vor­be­halt führt nicht (mehr) zu einer Reduk­ti­on des Risi­ko­ge­wich­tes.
  • die tra­di­tio­nell geringe Eigen­ka­pi­tal­quo­te von öster­rei­chi­schen KMU lässt auf schlech­te­re Rating-Ergeb­nis­se schlie­ßen.
  • durch die internen Ratings ent­ste­hen den Banken zusätz­li­che Kosten, die an die Kre­dit­neh­mer wei­ter­ge­ge­ben werden.
  • Jung­un­ter­neh­mer könnten aufgrund einer feh­len­den „Rating-Geschich­te“ schlech­ter ein­ge­stuft werden.
  • Benö­ti­gen die Banken zur Abde­ckung der Kre­dit­ri­si­ken mehr Eigen­ka­pi­tal und können dieses nicht auf­sto­cken, kommt es zu einer Ver­knap­pung der Kredite. Die Bank­in­sti­tu­te könnten ver­lei­tet sein, ihr Kre­dit­port­fo­lio zu berei­ni­gen und sich von boni­täts­schwa­chen Kre­dit­kun­den zu trennen. Dies führt zur Pro­ble­ma­tik der Pro­zyk­li­zi­tät und trägt zur Ver­schär­fung eines wirt­schaft­li­chen Abschwun­ges bei.

:: Chancen und mögliche positive Aus­wir­kun­gen von Basel II
Im dritten Kon­sul­ta­ti­ons­pa­pier und nach der am 31. Juli diesen Jahres been­de­ten Aus­wir­kungs­stu­die (QIS 3 Quantity of Impact Study) gab es einige Ände­run­gen des ursprüng­li­chen Ent­wur­fes. Dieser Entwurf berück­sich­tigt ins­be­son­de­re die spe­zi­el­le Situa­ti­on der KMU.

  • KMU-Kredite bis zu einer 1 Mio. Euro werden aufgrund der Port­fo­lio- und Diver­si­fi­ka­ti­ons­ef­fek­te zu den Pri­vat­kre­di­ten („Retail-Segment“) gerech­net, was im Stan­dardan­satz zu einer Risi­ko­ge­wich­tung von 75% (6% Eigen­ka­pi­tal­quo­te) bedeutet.
  • Unter­neh­men mit guter Bonität können von einem Rating durch güns­ti­ge­re Kredit-Kon­di­tio­nen pro­fi­tie­ren.
  • Bei Anwen­dung des Stan­dardan­sat­zes wurde die Auswahl der als risi­ko­mi­ni­mie­rend aner­kann­ten Sicher­hei­ten und Garan­tien erheb­lich erwei­tert, woraus güns­ti­ge­re Kon­di­tio­nen resul­tie­ren.
  • Die Offen­le­gungs­pflich­ten fördern trans­pa­ren­te Rating­ver­fah­ren, wodurch ein Ver­gleich der Kon­di­tio­nen der ein­zel­nen Banken ermög­licht wird.
  • Die Vor­be­rei­tung auf ein Rating kann sich positiv auf das Unter­neh­men aus­wir­ken, indem interne Ver­bes­se­rungs­pro­zes­se hin­sicht­lich Führung, Aus­rich­tung, Stra­te­gie etc. ein­ge­lei­tet werden.

:: Maß­nah­men
Die Wahl des Finan­zie­rungs­part­ners hat einen wesent­li­chen Einfluss auf die Kre­dit­kon­di­tio­nen. So werden Unter­neh­men mit guter Bonität oder mit geringer Aus­falls­hö­he im Insol­venz­fall (z.B. durch hoch besi­cher­te Kredite) Banken aus­wäh­len, die einen der IRB-Ansätze ver­wen­den, um in den Genuss güns­ti­ger Kredite zu kommen. Unter­neh­men mit schlech­ter Bonität werden sich dem­ge­gen­über eher an Banken wenden, die den Stan­dardan­satz zur Berech­nung des Risikos her­an­zie­hen.

Durch alter­na­ti­ve Finan­zie­rungs­for­men kann der Pro­ble­ma­tik der Eigen­ka­pi­tal­un­ter­le­gung ent­gan­gen werden. Unter­neh­men werden wohl stärker als bisher danach trachten,
Betei­li­gungs­ka­pi­tal oder Venture Capital zur Finan­zie­rung her­an­zu­zie­hen. Auch Leasing-Finan­zie­run­gen können eine attrak­ti­ve Alter­na­ti­ve dar­stel­len. Der direkte Zugang zum Kapi­tal­markt wird aller­dings wei­ter­hin nur großen Unter­neh­men mit guter Bonität offen stehen.

Ist eine alter­na­ti­ve Finan­zie­rung nicht möglich, sind kurz­fris­ti­ge und hoch besi­cher­te Kredite als günstig anzu­se­hen.

Ein weiterer Ansatz­punkt ist offen­sicht­lich die Ver­bes­se­rung des Ratings bzw. der Bonität. Dies wird idR durch Opti­mie­rung der Kapi­tal­struk­tur, d.h. einer höheren Eigen­ka­pi­tal­quo­te, durch Ver­bes­se­rung des Geschäfts­er­geb­nis­ses und der Unter­neh­mens­si­tua­ti­on etc. erreicht.

:: Anfor­de­run­gen an Unter­neh­men
Basel II wird die Bezie­hung zwischen Unter­neh­men und Kre­dit­in­sti­tut inten­si­vie­ren. Die bank­in­ter­nen Ratings ver­lan­gen von den Unter­neh­men ein trans­pa­ren­tes Auf­tre­ten. Eine Ver­sor­gung der Bank mit zeit­na­hen und inhalt­lich aus­sa­ge­kräf­ti­gen Unter­neh­mens­da­ten in ange­mes­se­ner Frequenz wird daher eine unum­gäng­li­che Not­wen­dig­keit für Unter­neh­men dar­stel­len.

Die Kapi­tal­kos­ten werden durch Basel II zuneh­mend in den Mit­tel­punkt gerückt. Um den Finanz­mit­tel­ein­satz mög­lichst effi­zi­ent zu gestal­ten, wird die Imple­men­tie­rung von Steue­rungs- und Füh­rungs­in­stru­men­ten, wie Risiko-Infor­ma­ti­ons- und Con­trol­ling-Systemen sinnvoll sein. Pla­nungs­rech­nun­gen, laufende Soll-Ist Ver­glei­che und Vor- und Nach­kal­ku­la­tio­nen erhöhen die Pla­nungs­si­cher­heit und tragen damit einen wich­ti­gen Bestand­teil zur Unter­neh­mens­si­che­rung bei.

:: Fazit
Basel II wird einige wichtige Ände­run­gen in der Kre­dit­ver­ga­be­po­li­tik der Banken mit sich bringen, die von vielen befürch­te­te deut­li­che Ver­teue­rung oder Ver­knap­pung der Kredite dürfte aller­dings aus­blei­ben. Die Zuord­nung von KMU-Krediten bis zu 1 Mio. Euro zu den Pri­vat­kre­di­ten, die weit­rei­chen­de Aner­ken­nung von Kre­dit­be­si­che­run­gen und ‑garan­tien und im Falle von guter Bonität eine gerech­te­re Risi­ko­zu­tei­lung bergen zudem Erleich­te­run­gen. Des Weiteren wird es bei Wahl des Stan­dardan­sat­zes keine größeren Ände­run­gen (mit Ausnahme der über­fäl­li­gen Kredite) zu den bis­he­ri­gen Eigen­mit­tel­vor­schrif­ten für Unter­neh­mens­kre­di­te geben.

Weitere Infor­ma­tio­nen im Internet:

Infos zum Thema
www.bis.org
Website des „Baseler Aus­schuss für Bankenaufsicht“

www.basel-ii.info
Web­por­tal zu Basel II. Mit umfang­rei­chen News, bestell­ba­ren Studien und Services zum Thema.

www.bundesbank.de/bank/bank_basel.php
http://basel2.oenb.co.at/
Neben grund­le­gen­den Infor­ma­tio­nen bietet die Deutsche Bun­des­bank bzw. Öster­rei­chi­sche Natio­nal­bank eine Vielzahl von Doku­men­ten als Download an.

www.ratingampel.de
Tipps zum Rating und Ratingcheck.

Rating Agen­tu­ren und Rating Advisory

www.prosuccess.at
Pro­Suc­cess Wien

www.standardandpoors.com
Standard & Poor’s

www.moodys.de
Moody’s Deutschland

www.fitchratings.com
Fitch Ratings

www.feritrust.de
Fonds-Ver­mö­gens­ver­wal­ter und Fonds Rating

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