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Manage­ment-Info — Archiv

Damit sich Ihre Inves­ti­tio­nen rechnen — Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen in der Praxis (Teil II)

Kate­go­rien: Manage­ment-Info

Februar 2007 

In der letzten Ausgabe der Manage­ment­in­fo haben wir die sta­ti­schen Ver­fah­ren beschrie­ben und fest­ge­stellt, dass diese gut für eine erste über­schlä­gi­ge Beur­tei­lung geeignet sind, jedoch wesent­li­che kon­zep­tio­nel­le Schwä­chen auf­wei­sen. Bei der Detail­prü­fung von Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen sollten daher jeden­falls dyna­mi­sche Ver­fah­ren ein­ge­setzt werden.

Dyna­mi­sche Ver­fah­ren erfor­dern zwar erheb­lich mehr Input­da­ten, weisen aber eine deutlich höhere Genau­ig­keit auf. Die Vorteile von dyna­mi­schen Ver­fah­ren bestehen vor allem

  • in der Berück­sich­ti­gung des unter­schied­li­chen zeit­li­chen Anfalls von Aus- und Ein­zah­lun­gen (“je rascher die Rück­flüs­se kommen umso mehr sind sie wert”) und
  • in der besseren Ver­gleich­bar­keit mit alter­na­ti­ven Investitionsmöglichkeiten.

Nach­fol­gend werden die gängigen dyna­mi­schen Ver­fah­ren dar­ge­stellt und Inter­pre­ta­ti­ons­mög­lich­kei­ten zu den Berech­nungs­er­geb­nis­sen gegeben.

  1. Kapi­tal­wert­me­tho­de
  2. “Rea­li­sie­re nur Inves­ti­tio­nen mit posi­ti­ven Kapi­tal­wer­ten! Bei mehreren Inves­ti­ti­ons­mög­lich­kei­ten rea­li­sie­re die Inves­ti­ti­on mit dem größten Kapi­tal­wert!”

    Der Kapi­tal­wert einer Inves­ti­ti­on ist die Summe aller mit dem Kal­ku­la­ti­ons­zins­satz auf den Inves­ti­ti­ons­zeit­punkt abge­zins­ten Inves­ti­ti­ons­zah­lun­gen (Aus- und Ein­zah­lun­gen). Es ist daher erfor­der­lich die mit einer Inves­ti­ti­on vor­aus­sicht­lich ver­bun­de­nen Aus- und Ein­zah­lun­gen dem Pla­nungs­zeit­raum zuzu­ord­nen. Die Dauer der Pla­nungs­pe­ri­oden hängt sehr stark von der Lebens­dau­er der Inves­ti­ti­on ab, übli­cher­wei­se sollten aber 5 bis 10 Jahre im Detail geplant werden.

    Beispiel: Eine Inves­ti­ti­on kostet 10.000 GE und bringt folgende Nettorückflüsse:

    Inves­ti­ti­on: GE 10.000

    Jahr 1: GE 2.500
    Jahr 2: GE 3.000
    Jahr 3: GE 3.500
    Jahr 4: GE 2.000
    Jahr 5: GE 2.000
    Jahr 6: GE 1.500

    Nach sechs Jahren ist die Inves­ti­ti­on komplett abge­schrie­ben und nichts mehr wert. Alter­na­tiv dazu könnte in Wert­pa­pie­re mit einer Rendite von 5% pa inves­tiert werden.

    Berech­nung Kapi­tal­wert (KW):

    KW = — 10.000
    + 2.500 / 1,05
    + 3.000 / 1,052
    + 3.500 / 1,053
    + 2.000 / 1,054
    + 2.000 / 1,055
    + 1.500 / 1,056
    KW= 2.457,26

    Zusätz­lich zur inves­tier­ten Summe können zum Gegen­warts­wert 2.457 GE verdient werden. Der Kapi­tal­wert ent­spricht also jenem Gegen­warts­wert, um den die Inves­ti­ti­on “mehr bringt” als eine alter­na­ti­ve Ver­an­la­gung der Anschaf­fungs­aus­zah­lung zum Kal­ku­la­ti­ons­zins­satz. Obwohl die Ein­zah­lungs­über­schüs­se ins­ge­samt GE 4.500 betragen, sind diese durch den zeitlich späteren Zufluss nur GE 2.457 “wert”.

    Die Höhe des Kapi­tal­wer­tes hängt wesent­lich vom Kal­ku­la­ti­ons­zins­satz ab. Je größer der Zinssatz (= Attrak­ti­vi­tät der Alter­na­tiv­an­la­ge ist), desto geringer ist die Vor­teil­haf­tig­keit der Investition. 

    Im Rahmen der Kapi­tal­wert­me­tho­de können auch komplexe Para­me­ter wie Steu­er­wir­kun­gen und Finan­zie­rungs­ent­schei­dun­gen (Abzugs­fä­hig­keit von Fremd­ka­pi­tal­zin­sen, Besteue­rung von Gewinnen, steu­er­li­che Inves­ti­ti­ons­för­der­maß­nah­men) pro­blem­los berück­sich­tigt werden.

  3. Dyna­mi­sche Annui­tä­ten­me­tho­de
    “Rea­li­sie­re nur Inves­ti­tio­nen mit posi­ti­ven Annuitäten!” 
  4. Die Annuität einer Inves­ti­ti­on ist jener jähr­li­che Ren­ten­be­trag über die Nut­zungs­dau­er des Inves­ti­ti­ons­pro­jek­tes, bei dem der Ren­ten­bar­wert dem Kapi­tal­wert ent­spricht. Mit anderen Worten aus­ge­drückt, wird der Kapi­tal­wert dabei in gleiche Renten umge­rech­net. Auf diese Weise können Inves­ti­tio­nen mit unter­schied­li­chen Nut­zungs­dau­ern besser ver­gli­chen werden. Dieses Ver­fah­ren ist daher ein Son­der­fall der Kapi­tal­wert­me­tho­de und basiert auf den gleichen Vor­aus­set­zun­gen. Mit Hilfe von Tabel­len­kal­ku­la­ti­ons­pro­gram­men ist eine Umrech­nung auf Annui­tä­ten pro­blem­los möglich.

  5. Interner Zinssatz
    “Rea­li­sie­re nur Projekte, deren interne Ver­zin­sung die gefor­der­te Min­dest­ver­zin­sung erreicht bzw über­steigt. Bei mehreren Alter­na­ti­ven soll die Inves­ti­ti­on mit der höchsten internen Ver­zin­sung rea­li­siert werden!”
  6. Der interne Zinssatz ist der­je­ni­ge Zinssatz, bei dem der Kapi­tal­wert einer Inves­ti­ti­on gleich null ist (“kri­ti­sche Ren­di­te­er­war­tung”). Wie auch bei der Kapi­tal­wert­me­tho­de müssen daher die mit einer Inves­ti­ti­on ver­bun­de­nen Aus- und Ein­zah­lun­gen im Zeit­ab­lauf abge­schätzt werden. Mit Hilfe von gängigen Tabel­len­kal­ku­la­ti­ons­pro­gram­men kann der interne Zinssatz leicht ermit­telt werden.

  7. Dyna­mi­sche Amor­ti­sa­ti­ons­rech­nung
    “Wähle die Inves­ti­ti­on mit der relativ kür­zes­ten Amortisationsdauer.” 
  8. Die dyna­mi­sche Amor­ti­sa­ti­ons­rech­nung ent­spricht der sta­ti­schen Amor­ti­sa­ti­ons­dau­er mit der Beson­der­heit, dass Zinsen und Zin­ses­zins­ef­fek­te explizit berück­sich­tigt werden.

Abschlie­ßend ist fest­zu­hal­ten, dass der sinn­vol­le Einsatz von Inves­ti­ti­ons­rech­nungs­mo­del­len eine ganze Menge an Basis­da­ten vor­aus­setzt. So müssen relativ genaue Annahmen über künftige Ein- und Aus­zah­lun­gen, Steu­er­wir­kun­gen und Finan­zie­rungs­ent­schei­dun­gen vor­lie­gen. In der Praxis erhöht der Einsatz von Inves­ti­ti­ons­rech­nungs­mo­del­len daher nicht zuletzt oftmals die Qualität der Ent­schei­dun­gen, da er eine inten­si­ve Aus­ein­an­der­set­zung mit der Inves­ti­ti­on und eine Quan­ti­fi­zie­rung ent­schei­dungs­re­le­van­ter Aspekte erfor­der­lich macht. Oft ist es dabei auch hilf­reich, unter­schied­li­che Sze­na­ri­en zu rechnen um die Aus­wir­kun­gen von Ver­än­de­run­gen ein­zel­ner Pla­nungs­an­nah­men zu veranschaulichen.

Da die Imple­men­tie­rung von Inves­ti­ti­ons­re­chen­mo­del­len am Anfang oftmals nicht ganz einfach ist, emp­fiehlt es sich für die “pla­nungs­tech­ni­sche” Rea­li­sie­rung einen Fachmann hin­zu­zu­zie­hen. Steht einmal das Pla­nungs­mo­dell, so lassen sich einfach ver­schie­de­ne Sze­na­ri­en rechnen.

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