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Kor­rup­ti­on — Aus­wir­kung und Konsequenzen

Kate­go­rien: Manage­ment-Info

Dezember 2012 

Kor­rup­ti­on nimmt im Umfeld betrieb­li­cher Kri­mi­na­li­täts­for­men eine Son­der­stel­lung ein und ist in der täg­li­chen Bericht­erstat­tung kaum mehr weg­zu­den­ken. Man versteht darunter den Miss­brauch anver­trau­ter (Entscheidungs-)macht im Rahmen eines zwei­sei­ti­gen Aus­tausch­ver­hält­nis­ses im öffent­li­chen oder privaten Bereich. Aufgrund der meist sehr hohen Summen der Bestechungs­gel­der, welche Schät­zun­gen zufolge zwischen fünf und zehn Prozent des Auf­trags­vo­lu­mens betragen, erfolgen die Trans­ak­tio­nen über­wie­gend auf Anwei­sung des oberen Manage­ments, deren Ent­schei­dungs­be­fug­nis­se und Kom­pe­ten­zen aus­rei­chend sind. Schät­zun­gen der Weltbank zufolge werden weltweit mehr als eine Billion US-Dollar an Bestechungs­gel­dern auf­ge­wandt. Ange­fan­gen beim „Anfüt­tern“ und der Vergabe von Geschen­ken, bis hin zu Neben­zah­lun­gen in Mil­lio­nen­hö­he bei öffent­li­chen Aus­schrei­bun­gen oder Unternehmenskäufen.

Kor­rup­ti­on fügt Wirt­schaft und Gesell­schaft — ohne Beach­tung von Staats­gren­zen — erheb­li­chen Schaden zu und hemmt die wirt­schaft­li­che und soziale Ent­wick­lung in zahl­rei­chen Ländern. Die Aus­wir­kun­gen sind weit­rei­chend und doch schwer zu quan­ti­fi­zie­ren und nach­zu­wei­sen. Durch Aus­he­be­lung des Markt­me­cha­nis­mus und Aus­schal­tung des Leis­tungs­wett­be­werbs, führt Kor­rup­ti­on zu höheren Kosten, nied­ri­ge­ren Outputs, gerin­ge­rer Qualität und somit zur Absorp­ti­on liquider Mittel.

Eine feh­ler­haf­te Res­sour­cen­al­lo­ka­ti­on, ein­her­ge­hend mit man­geln­dem Wett­be­werb und schwin­den­der Trans­pa­renz impli­ziert, dass Pro­duk­ti­ons­fak­to­ren nicht mehr getreu dem markt­wirt­schaft­li­chen Grund­ge­dan­ken in jene Gebiete gelenkt werden, in denen sie die höchsten Gewinne gene­rie­ren und damit die soziale Wohl­fahrt maxi­mie­ren, sondern durch korrupte Hand­lun­gen mit ille­ga­len Mitteln in weniger effi­zi­en­te Bereiche fehl­ge­lei­tet werden. Durch die Bezah­lung von Bestechungs­gel­dern werden öffent­li­che Aufträge nicht an den güns­tigs­ten Anbieter vergeben, sondern an den­je­ni­gen, der das höchste Bestechungs­geld bietet. Diese soge­nann­ten Rent-Seeking-Akti­vi­tä­ten öffent­li­cher Akteure werden zu Lasten des Staats­bud­gets (und damit des Steu­er­zah­lers) durch­ge­führt und haben aufgrund über­höh­ter Pro­jekt­kos­ten Defizite im Staats­haus­halt und eine Defor­mie­rung der Rela­tiv­prei­se zur Folge. Gerade in poli­tisch insta­bi­len Ländern sind die wirt­schaft­li­chen Folgen von Kor­rup­ti­on enorm, da die ohnehin schon geringen Steu­er­ein­nah­men und Kredite der Weltbank, welche zur privaten Berei­che­rung miss­braucht werden, in der Folge bei Inves­ti­tio­nen in Bildung, Gesund­heit und Infra­struk­tur fehlen und damit die Armut noch verschärfen. 

Aufgrund poli­ti­scher und rechts­staat­li­cher Unsi­cher­hei­ten meiden Inves­to­ren lang­fris­ti­ge Inves­ti­tio­nen in Risi­ko­ge­bie­te und trans­fe­rie­ren ihr Kapital in Länder mit gerin­ge­rer Kor­rup­ti­ons­quo­te, was in einem Rückgang aus­län­di­scher Direkt­in­ves­ti­tio­nen resul­tiert. Es ist empi­risch ein nega­ti­ver Zusam­men­hang zwischen dem Ausmaß der Kor­rup­ti­on in einem Land und dessen wirt­schaft­li­chem Wachstum zu kon­sta­tie­ren. So wird in einer Studie von Paolo Mauro mit Hilfe einer Regres­si­ons­ana­ly­se gezeigt, dass eine Ver­bes­se­rung des Kor­rup­ti­ons­in­dex um zwei Index­ein­hei­ten die Inves­ti­ti­ons­ra­te um vier Prozent erhöht und somit Wachstum und Beschäf­ti­gung ansteigen. 

Der Rückgang des Wirt­schafts­wachs­tums bei zuneh­men­der Kor­rup­ti­on wurde auch von Prof. Fried­rich Schnei­der von der Johannes-Kepler-Uni­ver­si­tät Linz in einer aktu­el­len Studie zur Kor­rup­ti­ons­be­kämp­fung bestä­tigt. Laut der Studie hat ein Anstieg der Kor­rup­ti­on um einen Index­punkt einen Rückgang des Wirt­schafts­wachs­tums in OECD-Ländern um 1,25 Prozent zur Folge. Bezogen auf Öster­reich wäre das Brut­to­in­lands­pro­dukt (BIP) in 2011 – unter Außer­acht­las­sung von Kor­rup­ti­ons­tat­be­stän­den – um 26 Mil­li­ar­den € höher aus­ge­fal­len. Wie der Korruptions(wahrnehmungs)index (CPI) 2010, welcher seit 1995 von der Trans­pa­ren­cy Inter­na­tio­nal erhoben wird, zeigt, ist Öster­reich von einer Ver­bes­se­rung in der Kor­rup­ti­ons­be­kämp­fung weit entfernt: Die Kennzahl ist im Ver­gleich zum Vorjahr um 0,1 Index­punk­te auf 7,8 gefallen. Da die Kor­rup­ti­on bei fal­len­dem Index zunimmt (Kor­rup­ti­ons­wahr­neh­mung geht zurück), ist die Kor­rup­ti­on in Öster­reich folglich ange­stie­gen. Im inter­na­tio­na­len Ver­gleich rangiert Öster­reich auf Platz 25 von 178 beur­teil­ten Ländern (Vorjahr Platz 16). In Deutsch­land – wo die Häu­fig­keit von Kor­rup­ti­ons­de­lik­ten ähnlich ein­ge­schätzt wird – werden Kor­rup­ti­ons­de­lik­te jedoch häufiger entdeckt. Eine mögliche Ursache hierfür ist ein schwä­cher aus­ge­präg­tes Kontroll- und Prä­ven­ti­ons­um­feld in öster­rei­chi­schen Unternehmen.

Webtipp:

Inter­net­prä­senz der Trans­pa­ren­cy Inter­na­tio­nal (TI-AC): http://www.ti-austria.at/

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