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Artikel zum Thema: Controlling

Die Balanced Scorecard

Kate­go­rien: Manage­ment-Info , Ärzte-Info

Februar 2009 

Das in den 90er-Jahren in den USA ent­wi­ckel­te Modell der Balanced Score­card (BSC) hat sich in den letzten Jahren auch in hei­mi­schen Unter­neh­men jeder Größe als belieb­tes (Controlling)Instrument eta­bliert, mit dessen Hilfe Stra­te­gien ganz­heit­lich in einem Unter­neh­men umge­setzt werden können. Die Umset­zung umfasst die Imple­men­tie­rung, die Wartung und Anpas­sung und die Kon­trol­le der BSC und macht deutlich, dass es sich dabei um einen dyna­mi­schen Prozess handelt. Unab­hän­gig von der Branche und der Frage, ob ein gewinn­ori­en­tier­tes Unter­neh­men oder eine Einheit des öffent­li­chen Sektors bzw. eine Non-Profit-Orga­ni­sa­ti­on vorliegt, ermög­licht die BSC, die Stra­te­gie des Unter­neh­mens in konkrete (Teil)Ziele zu fassen, diese allen Betei­lig­ten zu kom­mu­ni­zie­ren und in Aktionen, welche zur Umset­zung bei­tra­gen, herunter zu brechen. Dies bedeutet, dass die grund­sätz­lich von der Unter­neh­mens­füh­rung vor­ge­ge­be­nen Ziele sich in den (Teil)Zielen der jewei­li­gen Unter­neh­mens­be­rei­che wider­spie­geln und auch von den ein­zel­nen Mit­ar­bei­tern in Form einer „per­sön­li­chen Balanced Score­card“ umzu­set­zen sind. Das Haupt­au­gen­merk bei der Anwen­dung der BSC liegt demnach darin, dem ein­zel­nen Mit­ar­bei­ter die Stra­te­gie zu ver­mit­teln, in konkrete Maß­nah­men zu „über­set­zen“ und damit das Unter­neh­men in die gewünsch­te Richtung zu steuern.

versucht eine Aus­ge­wo­gen­heit (die richtige Balance) zwischen

  • mone­tä­ren und nicht­mo­ne­tä­ren Messgrößen,
  • stra­te­gi­scher und ope­ra­ti­ver Sicht,
  • Ver­gan­gen­heit und Zukunft,
  • interner und externer Sicht des Unternehmens

her­zu­stel­len.

Die Vorteile und der Nutzen einer Balanced Score­card stellen sich wie folgt dar:

  • Kri­ti­sche Erfolgs­fak­to­ren können auf allen Ebenen des Unter­neh­mens aus­ge­rich­tet werden.
  • Die BSC ver­mit­telt dem Manage­ment ein umfas­sen­des Bild der Geschäftstätigkeit.
  • Die Methode der BSC ver­ein­facht die Kom­mu­ni­ka­ti­on und das Ver­ständ­nis von Geschäfts­zie­len und Stra­te­gien auf allen Ebenen einer Organisation.
  • Die BSC ermög­licht stra­te­gi­sches Feedback und Lernen.
  • Durch die BSC können lang­fris­ti­ge stra­te­gi­sche Ziele in kurz­fris­ti­ge (ope­ra­ti­ve) Maß­nah­men umge­setzt werden.
  • Mit Hilfe der BSC können Ver­gü­tungs­sys­te­me und Prämien an nicht rein finan­zi­el­le Ziel­vor­ga­ben geknüpft werden.

Anwen­dung der Balanced Scorecard

Der Stan­dard­fall der BSC hebt aus dem gesamten Unter­neh­men vier Per­spek­ti­ven hervor, welche sich in Finanz­per­spek­ti­ve, Kun­den­per­spek­ti­ve, Pro­zess­per­spek­ti­ve sowie Lern- und Inno­va­ti­ons­per­spek­ti­ve gliedern. Für den jewei­li­gen Bereich sind Ziele, Mess­grö­ßen (Kenn­zah­len), Leis­tungs­zie­le (Vorgaben) und Initia­ti­ven (Maß­nah­men) zu defi­nie­ren. Hilf­rei­che Fragen sind dabei z.B.: Was sind die ent­schei­den­den Erfolgs­fak­to­ren? Wie können diese gemessen werden? Wie hoch ist das not­wen­di­ge Niveau? Welche Akti­vi­tä­ten müssen ergrif­fen werden? Ein Eckpunkt der BSC liegt in der Dar­stel­lung der Wech­sel­wir­kun­gen der Ziele und Maß­nah­men inner­halb der ein­zel­nen und auch zwischen allen Betrach­tungs­be­rei­chen. So ist es denkbar, dass das Ziel der stär­ke­ren Kun­den­bin­dung (Kun­den­per­spek­ti­ve) positive Aus­wir­kun­gen auf die Zah­lungs­mo­ral der Kunden hat und somit auch positiv auf die Ein­bring­lich­keit von For­de­run­gen (Finanz­per­spek­ti­ve) wirkt. Als bei­spiel­haf­te Mess­grö­ßen (Kenn­zah­len) können für die Finanz­per­spek­ti­ve der Return on Capital Employed (ROCE) und für die Pro­zess­per­spek­ti­ve die Pro­zess­durch­lauf­zeit genannt werden. Die Anzahl der Kun­den­re­kla­ma­tio­nen ist eine Bei­spiel­kenn­zahl für die Kun­den­per­spek­ti­ve und das Fach­wis­sen der Mit­ar­bei­ter stellt eine Mess­grö­ße für die Lern- und Inno­va­ti­ons­per­spek­ti­ve dar. Das Erkennen von Ursache-Wirkung Zusam­men­hän­gen in den ein­zel­nen Per­spek­ti­ven bzw. auch per­spek­ti­ven­über­grei­fend stellt in der Praxis eine große Her­aus­for­de­rung dar.

Lebens­zy­klus der Balanced Scorecard

Vor­aus­set­zun­gen für eine BSC als stra­te­gi­sches Instru­ment sind die Iden­ti­fi­ka­ti­on einer Vision sowie einer Stra­te­gie. Darauf auf­bau­end werden die Per­spek­ti­ven für das Unter­neh­men indi­vi­du­ell fest­ge­legt (es ist wohl immer von der Finanz- und Kun­den­per­spek­ti­ve aus­zu­ge­hen, meistens auch von den beiden anderen Stan­dard­per­spek­ti­ven) und auch kri­ti­sche Erfolgs­fak­to­ren und Kenn­zah­len defi­niert. Nachdem die Score­card hin­sicht­lich des Errei­chens der Erfolgs­fak­to­ren aus­ge­wer­tet wurde, werden Akti­vi­täts­plä­ne zur Ver­bes­se­rung und höheren Ziel­er­rei­chung erstellt. Da sich Stra­te­gien im Laufe des Unter­neh­mens­zy­klus ver­än­dern, wird dieser Prozess der Stra­te­gie­fin­dung, Erfolgs­fak­to­ren­de­fi­ni­ti­on etc. immer wieder durch­lau­fen – die Score­card wird sozu­sa­gen gemanagt und wei­ter­ent­wi­ckelt. Durch die per­ma­nen­te Über­prü­fung und Wei­ter­ent­wick­lung der BSC ist es für die Ent­schei­dungs­trä­ger möglich, auf falsche Stra­te­gien zu reagie­ren. Dies wird noch dadurch ver­stärkt, dass die Stra­te­gie­aus­rich­tung dem gesamten Unter­neh­men näher gebracht wird und somit auch einzelne Bereichs- bzw. Abtei­lungs­lei­ter zeitnah auf mögliche Fehl­ent­wick­lun­gen hin­wei­sen können.

Pro­blem­be­rei­che und Schwierigkeiten

Da durch eine BSC die Umset­zung einer Stra­te­gie in gewisser Weise auto­ma­tisch abläuft, birgt sie die Gefahr, dass falsche bzw. unrea­lis­ti­sche Ziele umge­setzt werden. Vorsicht ist also geboten, dass nicht eine schlech­te Stra­te­gie pro­fes­sio­nell ver­wirk­licht wird. Im Rahmen der Anwen­dung der BSC können überdies Probleme ein­tre­ten, wenn sie mit zu vielen und zu kom­ple­xen Zielen über­frach­tet wird. Außerdem kann die BSC ins­be­son­de­re bei der Kon­zen­tra­ti­on auf ver­gan­gen­heits­ba­sier­te Kenn­zah­len miss­ver­stan­den werden, da nicht mehr das Handeln an der Stra­te­gie aus­ge­rich­tet ist und kein nach­hal­ti­ger, zukunfts­ori­en­tier­ter Aufbau von Poten­tia­len möglich ist.

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