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Artikel zum Thema: Eigenkapitalquote

Finan­zie­rung durch Fac­to­ring — wann lohnt es sich?

Kate­go­rien: Manage­ment-Info

November 2008 

Für den Bestand eines Unter­neh­mens ist neben der Fähig­keit lang­fris­tig Gewinne erwirt­schaf­ten zu können ins­be­son­de­re auch die ständige Auf­recht­erhal­tung der Liqui­di­tät essen­ti­ell. Folglich kommt dem rich­ti­gen Finan­zie­rungs­mix große Bedeu­tung zu. In diesem Zusam­men­hang kann auch Fac­to­ring von Inter­es­se sein. Fac­to­ring ist der Verkauf von For­de­run­gen an spe­zia­li­sier­te Finanzinstitutionen. 

Das Fac­to­ring umfasst dabei grund­sätz­lich drei Funktionen:

  • Finan­zie­rungs­funk­ti­on
  • Ver­si­che­rungs­funk­ti­on
  • Dienst­leis­tungs­funk­ti­on

Während die Finan­zie­rungs­funk­ti­on immer inte­gra­ler Bestand­teil einer Fac­to­ring-Ver­ein­ba­rung ist, können die Ver­si­che­rungs- oder Dienst­leis­tungs­funk­ti­on zusätz­lich mit dem Factor ver­ein­bart werden. 

Die Finan­zie­rungs­funk­ti­on verhilft dem Unter­neh­mer gleich nach Erbrin­gung der Leistung zu seinem Geld und erhöht somit den Liqui­di­täts­spiel­raum. Im All­ge­mei­nen bietet der Factor die Bezah­lung von bis zu 90% der an ihn abge­tre­te­nen For­de­run­gen an. 

Bei der Ver­si­che­rungs­funk­ti­on über­nimmt der Factor das ganze oder teil­wei­se Aus­falls­ri­si­ko (Delkre­de­re-Risiko) der For­de­rung. Der abtre­ten­de Unter­neh­mer ver­rin­gert daher sein Risiko durch For­de­rungs­aus­fäl­le mitunter erheb­li­che Verluste zu erleiden. Er garan­tiert dabei nur recht­lich ein­wand­frei­en Bestand der For­de­rung. Trägt der Factor auch das Aus­falls­ri­si­ko spricht man im Wirt­schafts­le­ben vom “echten Fac­to­ring” während die reine Beschrän­kung der Finan­zie­rungs­funk­ti­on als “unechtes Fac­to­ring” bezeich­net wird.

Im Rahmen der Dienst­leis­tungs­funk­ti­on über­nimmt der Factor die Ver­fol­gung und Ein­brin­gung der For­de­run­gen (z.B. Mahn­we­sen, Debi­to­ren­buch­hal­tung). Dies spart beim Unter­neh­mer admi­nis­tra­ti­ve Kosten, zumal der Factor hier in seinem Kern­ge­schäft über große Exper­ti­se verfügt und daher ins­ge­samt in der Regel bessere Ergeb­nis­se erzielt. 

Wesent­li­cher Vorteil des Fac­to­rings ist die rasche Erhöhung der Liqui­di­tät. Dies erleich­tert es dem Unter­neh­men die Zah­lungs­zie­le bei seinen Lie­fe­ran­ten ein­zu­hal­ten und Skonti in Anspruch nehmen zu können. Durch Über­nah­me zusätz­li­cher Funk­tio­nen durch den Factor kann das Unter­neh­men sein Aus­falls­ri­si­ko mini­mie­ren und admi­nis­tra­ti­ve Kosten sparen. Gegen­über dem klas­si­schen Betriebs­mit­tel­kre­dit kann es von Vorteil sein, dass beim Fac­to­ring in der Regel keine zusätz­li­chen Sicher­hei­ten bei­gebracht werden müssen.

Bilan­zi­ell werden die For­de­run­gen mit dem Verkauf an den Factor aus­ge­bucht. Ver­wen­det man die erhal­te­nen Mittel zur Bezah­lung von Ver­bind­lich­kei­ten ver­rin­gert dies die Bilanz­sum­me und ver­bes­sert die Bilanz­struk­tur durch eine Erhöhung der Eigen­ka­pi­tal­quo­te. Dies wiederum kann zu einer Ver­bes­se­rung des Ratings führen. Sofern der Factor nicht das Aus­falls­ri­si­ko trägt, besteht die Gefahr einer Rück­zah­lung des erhal­te­nen Betrages falls die Kunden nicht zahlen. Diese Ver­pflich­tung ist als Even­tu­al­ver­bind­lich­keit unter der Bilanz aus­zu­wei­sen. Bestehen Zweifel am Zah­lungs­ver­mö­gen ein­zel­ner Kunden sind ent­spre­chen­de Rück­stel­lun­gen zu bilden.

Nach­tei­le des Fac­to­rings bestehen in den nicht uner­heb­li­chen Kosten. Übli­cher­wei­se liegen die Kosten für die Vor­fi­nan­zie­rung etwa 1 bis 2 Pro­zent­punk­te über den markt­üb­li­chen Kon­to­kor­rent­zin­sen. Abhängig vom Umfang zusätz­li­cher Dienste (Delkre­de­re — Risiko, Ein­trei­bung) ent­ste­hen zu den Finan­zie­rungs­kos­ten noch zusätz­li­che Auf­wen­dun­gen zwischen 0,5 bis 3% vom ver­kauf­ten Forderungsnominale. 

Als Nachteil wird auch oft genannt, dass bei Unter­neh­men, die Fac­to­ring in Anspruch nehmen, Zah­lungs­pro­ble­me vermutet werden und daher das Standing bei anderen Finan­zie­rungs­part­nern leiden kann.

Fac­to­ring ist auch nicht für alle Branchen in gleichem Ausmaß geeignet. Probleme bestehen ins­be­son­de­re bei Dienst­leis­tun­gen (z.B. Pro­jekt­auf­trä­ge), da sich hier die Leistung oftmals nur schwer abgren­zen lässt und die Kom­ple­xi­tät der Leis­tungs­be­zie­hung ungleich höher ist als beim Verkauf von stan­dar­di­sier­ten Pro­duk­ten. Auch For­de­run­gen gegen Pri­vat­kun­den eignen sich nur selten für Factoring.

Zusam­men­fas­send lässt sich fest­hal­ten, dass Fac­to­ring ins­be­son­de­re unter fol­gen­den Rah­men­be­din­gun­gen ein inter­es­san­tes Instru­ment ist:

  • geringe Eigen­mit­tel aber hohe Außenstände
  • stark wach­sen­de Umsätze mit einem hohen Wareneinsatz
  • erheb­li­che Skonti im Einkauf
  • Forderungen/Abrechnung erst nach voll erbrach­ter Leistung
  • Längere Zah­lungs­zie­le (zB mehr als 90 Tage)

Aufgrund der nicht uner­heb­li­chen Kosten ist aber stets eine Beur­tei­lung des Ein­zel­falls zweck­mä­ßig. In vielen Fäll kann aber Fac­to­ring eine inter­es­san­te Alter­na­ti­ve zum klas­si­schen Betriebs­mit­tel­kre­dit sein. 

Bild: © Zerbor — Fotolia