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Artikel zum Thema: Unternehmensbewertung

Unter­neh­mens­be­wer­tung mit Hilfe von Branchenmultiplikatoren

Kate­go­rien: Manage­ment-Info

April 2004 

Anlässe für eine Unter­neh­mens­be­wer­tung finden sich im prak­ti­schen Wirt­schafts­all­tag sehr häufig, nämlich Kauf-/Verkauf-Situa­tio­nen, der Eintritt oder Austritt (Abfin­dung) von Gesell­schaf­tern aus bestehen­den Unter­neh­men, Kre­dit­wür­dig­keits­prü­fun­gen durch Banken, Sanie­rungs­si­tua­tio­nen, Erbaus­ein­an­der­set­zun­gen, Wert­stei­ge­rungs­ana­ly­sen usw.

Auch wenn die Unter­neh­mens­be­wer­tung in den letzten Jahren zuneh­mend eine stark wis­sen­schaft­li­che Kom­po­nen­te er halten hat und immer kom­ple­xe­re Methoden (man denke nur an Schlag­wor­te wie “Dis­coun­ted Cash Flow (DCF)-Verfahren”, “Economic Value Added (EVA)” oder “Cash Value Added (CVA)” etc) her­an­ge­zo­gen werden, sind in der Praxis für einen ersten “Quick-check” soge­nann­te Mul­ti­pli­ka­tor­ver­fah­ren nach wie vor (zurecht) sehr verbreitet. 

Bei dieser leicht anwend­ba­ren Methode wird der Wert des Unter­neh­mens mittels Mul­ti­pli­ka­to­ren, die Erfah­rungs­wer­te dar­stel­len, ermittelt.

Die ver­wen­de­ten Mul­ti­pli­ka­to­ren sind in der Regel bran­chen­ab­hän­gig und reprä­sen­tie­ren Erfah­rungs­sät­ze, die aus in der Ver­gan­gen­heit rea­li­sier­ten Preisen bei Unter­neh­mens­ver­käu­fen in der betrof­fe­nen Branche abge­lei­tet werden. Ver­wen­det werden dabei vor allem Gewinn-(EBIT, EBITDA, etc), Cashflow‑, oder Umsatzmultiplikatoren.

Beispiel: Das zu bewer­ten­de Unter­neh­men (Optiker) hat im Jahr 2003 einen Umsatz von EUR 800.000 erzielt. Der Bran­chen­mul­ti­pli­ka­tor bezogen auf den Umsatz beträgt 0,3 (somit 30% des Umsatzes). Der Unter­neh­mens­wert beträgt daher EUR 800.000 x 0,3 = EUR 240.000,-.

Für eine erste über­schlä­gi­ge Bewer­tung sind Mul­ti­pli­ka­to­ren äußerst prak­tisch, da die not­wen­di­gen Rechen­grö­ßen einfach und unkom­pli­ziert aus der Buch­hal­tung bzw. dem Jah­res­ab­schluss abge­lei­tet werden können. Die rele­van­ten Bran­chen­mul­ti­pli­ka­to­ren kann man teil­wei­se kos­ten­los aus dem Internet abrufen bzw. erhält diese aus aller­dings kos­ten­pflich­ti­gen Daten­ban­ken von spe­zia­li­sier­ten Anbie­tern (z.B. www.finance-magazin.de).

“Die Wert­ermitt­lung mit Hilfe von Mul­ti­pli­ka­to­ren eignet sich vor allem für Klein- und Mittelbetriebe.”

Mul­ti­pli­ka­to­ren eignen sich ins­be­son­de­re für Branchen mit homo­ge­nen Kosten- und Erlös­struk­tu­ren (somit ins­be­son­de­re für frei­be­ruf­li­che Unter­neh­men, Klein- und Mit­tel­be­trie­be). Probleme bestehen aller­dings, wenn das zu bewer­ten­de Unter­neh­men eine bran­chen­un­ty­pi­sche Kosten- und Erlös­struk­tur aufweist. In diesem Fall müssten die Mul­ti­pli­ka­to­ren durch Zu-und Abschlä­ge an die unter­neh­mens­spe­zi­fi­schen Beson­der­hei­ten ange­passt werden. Dies bringt aller­dings den Nachteil mit sich, dass ins­be­son­de­re die objek­ti­ve Nach­voll­zieh­bar­keit der Wert­ermitt­lung (ein großer Vorteil der Mul­ti­pli­ka­tor­me­tho­de) ein­ge­schränkt wird. Um diesen Effekt zu ver­mei­den, werden Mul­ti­pli­ka­to­ren daher oft in bestimm­ten Band­brei­ten und in Abhän­gig­keit von qua­li­ta­ti­ven Merk­ma­len (wie z.B. Lage — zentrale Lage / mittlere Lage/ Randlage etc.) angegeben.

“Mul­ti­pli­ka­tor­ver­fah­ren: für externe Betrach­ter leicht nachvollziehbar.”

Jeden­falls können Mul­ti­pli­ka­to­ren auch in diesem Fall zur Plau­si­bi­li­täts­kon­trol­le von durch Einsatz anderer Methoden ermit­tel­ten Unter­neh­mens­wer­ten her­an­ge­zo­gen werden. Gesamt gesehen eignen sich Mul­ti­pli­ka­to­ren daher aus­ge­zeich­net für eine einfache, rasche (und somit kos­ten­güns­ti­ge) über­schlä­gi­ge Unter­neh­mens­be­wer­tung, die auch für externe Betrach­ter leicht nach­voll­zieh­bar ist. Ange­sichts der Kom­ple­xi­tät mancher Trans­ak­tio­nen und der Vielzahl der zusätz­lich zu berück­sich­ti­gen Aspekte (ins­be­son­de­re Steuern) emp­fiehlt es sich auch in diesem Fall kom­pe­ten­te Beratung in Anspruch zu nehmen. 

Sollten Sie an einer Bewer­tung Ihres Unter­neh­mens Inter­es­se haben, sprechen Sie mit uns!

Erfah­rungs­sät­ze zur Ermitt­lung des Geschäfts­wer­tes in % des Umsatzes
Wirt­schafts­zwei­ge (Auswahl) Min­dest­satz Mit­tel­satz Höchst­satz
All­ge­mein­me­di­zin 26 43 60
Apo­the­ken 5 13 25
Archi­tek­tur­bü­ro 26 43 60
Ein­zel­han­del mit Bekleidung  12 24 36
KFZ-Werk­stät­te 15 22 30
Rechts­an­walt (Stadt) 52 62 70
Rei­se­bü­ro 11 28 45
Zahnarzt 20 35 54
(QUELLE: Barthel, C.:Unternehmenswert: Die ver­gleichs­ori­en­tier­ten Bewer­tungs­ver­fah­ren, in: Der Betrieb 1996 S. 149–163)

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